Präludium:

Ich wurde in einem Krankenhaus in Asagaya, Tokyo, geboren. Das habe ich erst viel später herausgefunden, da ich mich nie dafür interessiert habe. Mir war das auch egal. Erst, als ich für mein Profil hier forschen musste, wurde meine Neugier geweckt. Es scheint, dass meine Eltern zu dieser Zeit meiner Geburt in Koenji gelebt haben. Ich frage mich, ob es in Koenji kein Krankenhaus gab, oder warum ist meine schwangere Mutter den ganzen Weg nach Asagaya gefahren? Immerhin eine relativ weite Strecke. Vielleicht spielt es auch keine Rolle. Jedenfalls hilft es mir, diese Seite zu füllen. Als ich in Japan lebte, zogen wir ungefähr 5 Mal um, bis ich etwa 23 Jahre alt war. Aus irgendeinem Grund zogen wir immer zwischen Suginami Ward und Nakano Ward hin- und her. Ich bin in der Showa Zeit geboren. Mein Umfeld war sehr gut und ich hatte auch das Glück, in einer guten Familie aufzuwachsen. Der Kindergarten, den ich besuchte, war in Koenji. Aber zu dieser Zeit lebten wir in Numabukuro, wieder ein anderer Stadtteil Tokyos, der es erforderte, dass ich als 4 jähriger 2 Mal mit dem Bus umsteigen musste. Anfangs hat mich meine Mutter zum Kindergarten gebracht, aber später bin ich alleine fahren, was täglich das reinste Abenteuer war. Ein 4 jähriger alleine im Bus! Auf einer der Nachhause Fahrten machte ich in die Hose, was mir sehr peinlich war. Ich kam heulend zu Hause an. Warum aber ließen mich meine Eltern diesen Kindergarten besuchen? Gab es keine Kindergärten in unserem Stadtteil? Und warum ging ich in einen katholischen Kindergarten, wo doch mein Vater Buddhist war? Fragen, die mir heute niemand mehr beantworten kann. Mein Vater war ein seltsamer Mensch. Er war auch Komponist, und ich bin es auch geworden.

Ich erinnere mich an 2 Freunde aus meinem Kindergarten, ein Mädchen namens Ecyan, und ein Junge ….der Name ist mir entfallen. Ich denke, er war ein komischer Junge. Er hat sehr merkwürdig gesprochen, so, dass man ihn gar nicht verstehen konnte. Für mich hätte er geradezu ausländisch sprechen können. Trotzdem haben wir oft miteinander gespielt. Ich habe es geliebt, im Kindergarten mit Erde und Lehm kleine Häuschen oder Figuren zu bauen. Meine Kleider, das Gesicht und die Hände waren daher stets verschmutzt. Für die heutigen Kinder ist es bestimmt keine Selbstverständlichkeit mehr, mit Lehm zu spielen, zumindest in Tokyo.

Bei dem jährlichen Schülerkonzert, welches meine Mutter, die Klavierlehrerin war, für ihre Schüler veranstaltet hat ( ich durfte dort auch immer vorspielen), hörte einmal Ecyan zu, das Mädchen aus dm Kindergarten. Ich besuchte bereits die Junior High School, war also um die 13 Jahre alt, als ich Ecyan nach dem Konzert wiedergetroffen habe. Ich hatte das Mädchen schon fast vergessen.

Am Ende meiner Kindergartenzeit fiel mir der Abschied von meiner Kindergartenlehrerin, Frau Ogawa, sehr schwer. Aber die Freude auf die Grundschule war groß, und das tröstete mich. In Japan dauert die Grundschule 6 Jahre, und in dieser Zeit sind meine Eltern nicht einmal umgezogen, was zum ersten Mal der Fall war. Wir wohnten in Numabukuro und der Weg zur Grundschule betrug nur 5 Gehminuten von unserer Wohnung. Welcher Komfort! Fußball und Baseball ersetzten nun meine Spiele mit Erde und Lehm vom Kindergarten. Somit bin ich was das betrifft, entwickelter geworden. Daheim schaute ich jeden Tag “Kyojin-no-Hoshi” im Fernsehen an, eine Anime Serie. Ich bin ein Einzelkind, und war fast täglich alleine, da meine Eltern beide gearbeitet hatten. Meine Oma wohnte nebenan, und ich habe ab und zu bei ihr zu Mittag gegessen.

In Numabukuro waren damals alle Wege aus Erde, und ich glaube, als ich die 3. Klasse besuchte, wurden sie asphaltiert. Apropos Asphalt, was kann man damit machen? Man kann super Rollschuhe darauf fahren, und ich war begeistert davon.

Lassen Sie uns hier über meine musikalische Situation sprechen. Klavier lernte ich natürlich schon im Kindergarten. meine Klavierlehrerin lebte in Koenji, und einmal in der Woche fuhr ich mit dem Bus dorthin. Das war im Vergleich mit den früheren Abenteuerbusfarten zu meinem Kindergarten kein Problem mehr, da es zum Einen nur einmal in der Woche war, und ich auch älter und erfahrener wurde. Frau Sato, eine sehr strenge Klavierlehrerin, unterrichtete mich. Ich weinte oft nach ihrem Unterricht auf dem nach Hause Weg. Von Beginn an brachte sie mir Kompositionen von Béla Bartók und Johann Sebastian Bach bei, nicht irgendwelche Klavierschulen für Anfänger. Und genau diese Musik prägt mich bis heute. Die Etüden von Charles-Louis Hanon mußte ich, wie alle japanischen Kinder, auch üben, aber ich mochte sie nicht. Schon als Kind hatte ich ein philosophisches Verständnis von Musik. Ich konnte damals zwar schon gut Klavier spielen, aber ich denke, das Ziel meiner Klavierlehrerin war, dass ich Komponist werde, zumindest sehe ich es heute so. Ich habe lieber Partituren studiert, als meine Fingergeläufigkeit zu trainieren. Noten zu lesen hat mich immer fasziniert, und ich war und bin auch heute immer noch beeindruckt, wie die Musik entstanden ist, welche die großen Komponisten geschrieben haben.

Fortsetzung folgt…